Travelogue

Auf der Suche nach Lebenspendlerinnen – ein Reise nach Polen

Eine zentrale Absicht des Travel Kits ist es, durch das Dokumentieren eines Auslandsaufenthalts zu einer tieferen Reflexion anzuregen. Anna Studer war eine der Studentinnen, die mit dem ersten Prototyp unseres Travel Kits reisten: In ihrem Bachelorjahr am HyperWerk fuhr sie auf der Suche nach Lebenspendlerinnen, die in der Schweiz in der Pflege arbeiten und für viele Monaten von ihren Familien getrennt sind, nach Polen und dokumentierte ihre Reise mit Fotografien und in einem sehr persönlich geführten Reisetagebuch. Später entstand daraus eine Publikation, die anhand von mitgebrachten Gegenständen von der Reise erzählt. Wir erhalten hier indirekt ein klein wenig Einblick in eine Form von Wirtschaftsmigration, von der wir sehr wenig wissen: Anna sprach mit vielen Menschen aus dem Umfeld von Pendlerinnen, sie wählte dasselbe Reisemittel, nämlich den Bus, und versetzte sich immer wieder in ihre Lage. So gelingt ein Perspektivenwechsel, der beim Leser Spuren hinterlässt. Und auch bei Anna hinterlassen hat:

 

In ihrer Masterarbeit hat sie eine weitere Publikation erarbeitet, in der es um die Nachbereitung von Reisen geht. Im Theorieteil kommt sie auf die Polenreise zurück:

 

„Als ich für meine Bachelorarbeit zwei Wochen nach Polen reiste, um nach Pendelmigrantinnen zu suchen und mich mit deren Lebenswelten auseinanderzusetzen, eröffnete mir dies einen bis dahin unbekannten, tiefgründigen Zugang zu einer anderen Kultur. Heute, fünf Jahre später, ist diese Reise immer noch sehr präsent […]. Obwohl ich seither jeweils versuchte, mit einer ähnlichen Neugier und Offenheit zu reisen, dies jedoch ohne spezifischen Fokus tat, gelang es mir bis heute nicht, freizeitliches Reisen zu einer derart intensiven und prägenden Erfahrung zu machen, wie es diese zweiwöchige Polenreise tat. Eine grosse Rolle spielt dabei auch die Dokumentation: Die Reise nach Polen habe ich mit der Absicht angetreten, später darüber eine Publikation darüber zu erarbeiten, weshalb ich viele Notizen und Fotos gemacht habe. Vermutlich ist die Reise auch deshalb so präsent, weil ich mich in den Monaten danach intensiv damit auseinandersetzte und ein schriftlicher Erfahrungsbericht entstanden ist.“ (Studer 2016)

 

http://hin-und-her-bog.tumblr.com/

 

https://issuu.com/annastuder/docs/lebenspendlerinnen
https://issuu.com/annastuder/docs/masterarbeit_annastuder

 

Notizen, Illustration: Anna Studer

Anna Studer (2016). Heimkommen, Erinnern und Erzählen. Möglichkeiten und Wirkungen der Reiseverarbeitung.